R4R sammelt Spenden für den Unterhalt der Schutzwohnung in Nigeria.


Abschiebungen sind Alltag in Deutschland. Sie finden ohne Öffentlichkeit und unterhalb des Radars der Medien statt. Wir begleiten Menschen die abgeschoben werden: aus Deutschland/EU – und bis nach Nigeria. Das tun wir auch dann, wenn die kurze Aufmerksamkeit der Medien für das Problem gerade nicht da ist. Für diese Arbeit und eine Schutzwohnung in Nigeria sammeln wir nun Geld

Seit einigen Monaten schiebt die Bundesregierung verstärkt Menschen nach Nigeria ab. 2022 fand jeden Monat eine Sammelabschiebung mit im Durchschnitt 30 Personen statt.

Als Refugees4Refugees (Flüchtlinge für Flüchtlinge e.V) unterstützten wir mit unserem DERS-Team (Deportees Emergency Reception and Support) Menschen vor und nach ihrer Abschiebung. Seit 2019 unterstützen wir Betroffene direkt ab ihrem Abschiebeflug. In unserer, seit 2022 angemieteten Schutzwohnung in Lagos (Nigeria), in unmittelbarer Nähe zum internationalen Flughafen, können Menschen direkt nach ihrer Abschiebung eine sichere Bleibe für die erste Zeit im Land finden.

Menschen werden aus ihrem Alltagsleben entrissen
Viele der abgeschobenen Menschen werden unter einem falschen Vorwand zur Ausländerbehörde einbestellt und dort festgenommen. Menschen die abgeschoben werden haben hier eine Arbeit und eine sichere Existenz. Darunter auch Kinder, die teilweise hier geboren wurden, Kindergarten und Schule besuchten und Nigeria selbst nicht kennen. Auch sehr kranke Menschen werden abgeschoben. Ihnen wird von fragwürdigen Ärzten eine Reise- und Transporttauglichkeit bescheinigt. Eine gesetzliche Handhabe zur Reisefähig existiert jedoch nicht. Es liegt im Ermessen der Verantwortlichen bei den Behörden, die die Abschiebeaufträge ausstellen. In der Regel arbeiten die Ausländerbehörden nicht proaktiv mit Geflüchteten zusammen.

Menschen, die abgeschoben werden sollen werden hier aus ihrer Existenz entrissen. Nur 20 kg pro Person dürfen die Betroffenen mitnehmen. Das ist alles. Fast alle verlieren ihr gesamtes Hab und Gut, selbst erspartes Geld. Sie kommen mit Nichts in Nigeria an. Und die Situation wird sich nun mit den Abschiebebeauftragten, die in der EU und in Deutschland eingesetzt wurden, weiter verschlimmern.

Eine Schutzwohnung in Nigeria dient als erste Anlaufstelle
Um die Not der abgeschobenen Menschen, ihren Stress und Perspektivlosigkeit in Nigeria (Lagos) etwas aufzufangen, wurde von R4R in Lagos eine Schutzwohnung in Laufweite zum Flughafen als Anlaufstelle für Abgeschobene eingerichtet. Damit sitzen die Betroffenen nicht auf der Straße, haben zu essen und können medizinisch vermittelt werden Dort können die Abgeschobenen zwei, drei Wochen bleiben, auch um etwas zu Ruhe zu kommen. R4R kann in dieser Zeit deren Fluchterfahrung dokumentieren und prüfen welche rechtlichen Optionen die Betroffenen noch haben.
Die Schutzwohnung ist schlicht eingerichtet, bietet aber mit drei Schlafräumen und zwei Toiletten die Möglichkeit für getrennte Zimmer für Männer und Frauen, sowie eine Familie. In dem gemeinsamen Aufenthaltsraum und der gemeinsamen Küche können sich die Bewohner*innen selbstständig versorgen. Dort sind auch gemeinsame Treffen mit ehemaligen Abgeschobenen und Bewohner*innen möglich, wodurch Erfahrungsaustausch und Beratung stattfinden kann.

Diese Wohnung ist unglaublich wertvoll, da abgeschobene Menschen meist gar keine Kontakte und erste Anknüpfungspunkte im Land haben.

Der Unterhalt für die Wohnung und Anlaufstelle kostet 3.000 € im Jahr. Im ersten Jahr wurden die Kosten von der Omid-Stiftung getragen, deren Finanzierung ist im Februar 2023 ausgelaufen. Die Schutzwohnung ist nicht rein caritativ, sondern ein politisches Projekt und soll ausgebaut werden. R4R dokumentiert die Abschiebepolitik europäischer Länder, sowie auch die Not und auch die Lebensumstände der Menschen.

Um dieses Projekt für ein weiteres Jahr aufrechtzuerhalten und auszubauen sammeln wir 3.000€ für die Miete und den Unterhalt der Wohnung.

Wir bitten um Spenden an:

Flüchtlinge für Flüchtlinge e.V – GLS Bank – IBAN: DE80 4306 0967 7033 0742 00

Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung!

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What about us ? ONE WAR – TWO STANDARDS

On 24 February, one year passed since the official start of the war in Ukraine.            Since then, many people have had to leave the country and leave their lives behind.

Even though a lot could be mobilized quickly with many people welcomed with relatively open arms, the dark side of the supposed welcome culture became visible again.

We are a group of so-called third-country nationals from Ukraine and solidarity supporters. Instead of security, opportunities and fast procedures as the case should be, we have been experiencing unequal treatment and racist discrimination from authorities and society for a year now.

The rally is organized by a collective of the Legal Café Stuttgart and Lemonade Stuttgart. We stand in solidarity with everyone who are fleeing and have fled war, conflicts, persecution, poverty and natural disasters, as well as everyone experiencing any form of discrimination by the authorities and society.

We – Legal Café Stuttgart and Lemonade Stuttgart – invite you to a solidarity protest on 01.04.2023 at 14:30h.

Our future is a world where every human being lives in freedom and security.

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What happens in Libya concerns us !

The situation of refugees in Libya is unbearable: Migrants are detained in camps that the German embassy had in 2017 compared to as a concentration camps with Torture and sexual violence as the order of the day.

Although the situation outside the camps appears to be better, Migrants from sub-Saharan Africa continue to experience racism and to struggle for their daily survival. Even those who are been recgnised by the UN as Refugees are living in squalor on the streets.

While refugees in Libya organize themselves to demand for their right to protection under harsh conditions in Libya, the EU turns has virtually turned a deaf ear as they continue with their tradition to criminalize refugees, enforce massive deportation with expansion of the Fortress Europe.

Network Refugees4Refugees and Legal Cafe in Stuttgart will host David Yambio for an exchange on the actual situation of refugees in Libya. He is the spokesperson for the Libyan refugees protest movement “Refugees in Libya”. David did spend a long time in Libya but now lives in Italy. He had in December 2022, co-initiated the UNFAIR protest in front of the UN Refugee Agency headquarters in Geneva.

Venue: Legal Cafe, Bad Canstatt Stuttgart

Date / Time: Wed. 15. March 2023 at 6.30PM

For those intending to join the exchange online, please send an email to; refugees4refugees@gmx.de

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Deutsche Doppelmoral: Glänzende Bronze und routiniertes Abschieberegime

English

20.12.22 Lagos (Nigeria) Als Team von Refugees4Refugees e.V. und DERS sind wir bei Abschiebungen aus Europa vor Ort am Flughafen in Lagos. Seit Anfang diesen Jahres werden die Abgeschobenen vom Flughafen für eine einwöchige Quarantäne direkt in ein Hotel gefahren. Auch heute rechneten wir mit dem Abschiebeflug und dem Transport in das Quarantäne-Hotel. Spontan erfahren wir, dass die Quarantänepflicht aufgehoben wurde und fahren sofort zum Flughafen.

Wir schauen vor dem Flughafen in Lagos nach den Abgeschobenen. Im Flug aus Frankfurt a. M. waren 21 Abgeschobene aus Deutschland und Österreich. Als wir ankommen sind einige schon weg. Unter einem Mangobaum sitzt ein Mann mittleren Alters aus Gelsenkirchen mit einer Tasche vor sich. Er habe 30 Jahre in Deutschland gelebt. Seine Augen glänzen, er ist wütend, frustriert und hat keine Illusionen über die Situation in der er sich befindet. Es ist zwei Stunden vor der Abenddämmerung. Zwei junge Männer stehen zusammen am Straßenrand, einer mit Koffer, einer mit seiner Winterjacke und ein paar Kleinigkeiten in einer zerrissenen Plastiktüte. Sie werden umringt von Leuten, die hoffen hier ein paar schnelle Euros zu machen. Der Mann mit der Plastiktüte hatte zuvor in Abschiebehaft seine Sachen abgegeben. Die Sachen hätten mit dem Flug transportiert werden sollen, sein Handy ist aber nicht in Lagos angekommen. Der Mann ist nicht aus Lagos, weiß nicht wo er hin soll und kann niemand erreichen. Wir sprechen mit allen und stellen sicher, dass sie eine Übernachtungsmöglichkeit haben. Allen, die wir noch antreffen, bieten wir an für die ersten Tage die Schutzwohnung in der Nähe des Flughafens zu nutzen. Der Weg aus der Stadt ist zu gefährlich in der Dämmerung. Deswegen sind die Abgeschobenen dazu gezwungen die unsicheren Übernachtungs-Angebote von Fremden anzunehmen, mit der Gefahr dort betrogen zu werden. Bevor wir ankommen bat der junge Mann um ein Telefon, wofür er 1000Naira – ein drittel Tageslohn – abgenommen bekommt. Der Mann aus Gelsenkirchen kann von einem Bruder abgeholt werden. Wir sind mit ihm zum telefonieren verabredet, damit er seine Geschichte erzählen kann.

Schließlich nehmen wir die zwei aus Ingoldstadt und Schwandorf mit im Taxi zur Schutzwohnung. „Der deutsche Polizist sagte zu mir, die Deutschen sind sauer, weil sie diese Bronze-Masken zurück geben müssen, deswegen werden „Black People“ abgeschoben.“, erzählt uns der junge Mann. Er habe ihm geantwortet, er kenne diese Masken nicht und habe nichts damit zu tun. Die Straßen wirken auf ihn wie eine kalte Dusche, er kann nicht glauben wo er ist, hier wollte er doch weg. Noch Stunden später in der Schutzwohnung schüttelt er den Kopf, läuft von einer Wand zur anderen. Auf seiner Flucht in Libyen ist er in den Rücken geschossen worden, als man ihm seinen Lohn als LKW-Fahrer geklaut hatte. Er zeigt uns die Wunde neben den Lendenwirbeln. Wegen der Schussverletzung ist er nach Italien geflogen und dort behandelt worden. In der Schutzwohnung treffen wir auf einen Rückkehrer der vor einigen Monaten abgeschoben wurde. Wir hatten ihn letzte Woche dort interviewt und er ist noch einige Tage geblieben. Er kennt die Gefühlslage der Neuen und kümmert sich um sie.

Wir lesen von Annalena Baerbocks Rede bei der Übergabe der Bronze-Figuren in Abuja (Nigeria): „We are here to right a wrong“, „Wir sind hier um einen Fehler zu berichtigen“. Frau Baerbock stellt sich vor, dass die Bronze-Figuren lediglich von Deutschland gekauft, aber von den Britten gestohlen wurden. In Nigeria gilt derjenige, der etwas Gestohlenes kauft als der größere Täter, als der Räuber, weil erst der Käufer das Geschäft rentabel macht. Wir denken an den Mann unter dem Mangobaum, an die Gestrandeten am Straßenrand vor dem Flughafen und können nichts Richtiges daran erkennen. Kürzlich wurde das neue Chancenaufenthaltsrecht in Deutschland verabschiedet. Seitdem haben manche Bundesländer Abschiebungen, die unter das Chancenaufenthaltsrecht fallen, ausgesetzt. Bayern schiebt stattdessen weiter ab, wie auch der bayrische Flüchtlingsrat berichtet.

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